Leistbarer Wohnraum, vielfältige Bildungseinrichtungen, attraktive Arbeitsplätze, florierende Wirtschaftsbetriebe, grüner Naherholungsraum und vieles mehr: Das sind die Attribute einer Stadt mit hoher Lebensqualität. Doch können alle Bedürfnisse gleichzeitig erfüllt werden oder stehen sie nicht vielmehr in Konkurrenz zueinander? „Um diese Grundbedürfnisse in Einklang zu bringen, braucht es ein planvolles Vorgehen“, erläutert DI Mag. Silvia Schmid, Leiterin des Amts für Stadt- und Verkehrsplanung. Denn für all diese Bedürfnisse braucht es als wichtige Ressource Bodenflächen. Und die müssen bestmöglich genutzt werden. „Das Instrument, das hier ins Spiel kommt, ist das Örtliche Entwicklungskonzept (ÖEK)“, so Schmid in ihrem Einleitungsstatement.
Bodenpolitik im Zentrum der Diskussion
Fragen der Bodenpolitik und der punkto Bodenverbrauch konkurrierenden Lebensbereiche wurden in einer spannenden Gesprächsrunde aufgeworfen. DI Hanna Posch und DI Lisa Purker (Büro für Planung und Kommunikation PlanSinn) moderierten die Diskussion mit Univ. Prof. DI Dr. Gerlind Weber und Univ. Prof. DI Dr. Arthur Kanonier von der TU Wien. „Dem Örtlichen Entwicklungskonzept kommt eine wichtige Rolle zu, denn es ist für die Erstellung von Flächenwidmungsplänen bindend“, betont Gerlind Weber. Dass die Kremserinnen und Kremser in die Entwicklung des ÖEK eingebunden sind, sieht sie als „große Chance, aber auch als enorme Verantwortung“. Als größte Herausforderung für die Zukunft beschreibt Arthur Kanonier den hohen Nutzungsdruck auf den beschränkten Siedlungsraum, der durch neue Nutzungsansprüche (z.B. Energieraumplanung und Bodenspekulation) noch verschärft wird.
Abkehr vom Wachstumskurs notwendig
Will man die hohe Lebensqualität in der Stadt erhalten, müsse man sich vom Wachstumskurs abwenden und auf Innenentwicklung setzen, ergänzt Weber. „Das wichtigste Prinzip für die Zukunft ist jenes der Nachhaltigkeit„ das muss auch im ÖEK zum Ausdruck kommen“, so die Expertin. Die Aufgaben der Zukunft sind Anpassung an den Klimawandel, Aufbau einer regionalen Kreislaufwirtschaft, Krisenprävention mit schonendem Ressourcen-Umgang. Damit nachhaltige Entwicklung möglich ist, müsse ein Fließgleichgewicht zwischen Wohnen, Wirtschaft, Verkehr, Sozialbereich, Bildung und Kultur hergestellt sein. Die Nutzungsverteilung soll im ÖEK festgelegt werden.
Wie entsteht das Örtliche Entwicklungskonzept für Krems?
Den Anfang bildete eine Bürgerumfrage vergangenenHerbst. 572 Rückmeldungen brachten zum Ausdruck, dass die Menschen das Zusammenleben in Krems größtenteils friedlich und entspannt empfinden. Sie schätzen die landschaftlichen Gegebenheiten und wünschen sich eine Entwicklung, die auf die historische Substanz Bedacht nimmt. Weiters auf der Wunschliste: mehr Grünflächen, mehr Gastronomie, mehr Radwege ins und im Stadtzentrum, der Ausbau des öffentlichen Verkehrs. (Die Ergebnisse im Detail unter www.krems2030.at). Auf Grundlage der Umfrage-Ergebnisse sind in der Projektgruppe zu den drei Themenbereichen Grünräume & Wohnen, Betriebe & Innenstadt sowie Mobilität & Energie gemeinsam mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern Ziele und mögliche Schlüsselmaßnahmen erarbeitet worden. In der Zukunftskonferenz nutzten auch BesucherInnen die Gelegenheit, ihr Feedback zu den ausgearbeiteten Vorschlägen zu geben. Diese Anregungen werden in die weitere Bearbeitung des Örtlichen Entwicklungskonzeptes einfließen. Der Prozess des ÖEK wird vom Raumplanungs-Büro KnollConsult und dem Büro für Planung & Kommunikation PlanSinn begleitet und soll in rund einem Jahr abgeschlossen sein.
Wegen des aktuell hohen Infektionsgeschehens lagen die Besucherzahlen unter jenen von früheren Zukunftskonferenzen. Krankheitsbedingt war auch Bürgermeister Dr. Reinhard Resch verhindert. Er wurde von den Stadträten Albert Kisling und Günter Herz vertreten. Unterstützt wurde die Zukunftskonferenz von der Kremser Bank, die den Ferdinand-Dinstl-Saal zur Verfügung stellte.
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