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„Wer die Klimakrise verleugnet, belügt sich selbst und betrügt die nächste Generation“, betonte Bürgermeister Peter Molnar die Notwendigkeit des Klimaschutzes in seiner Eröffnungsrede. Die Stadt Krems setze hier auf klare Konzepte. „Wir machen bereits extrem viel“, betonte der Rathauschef. Auch die jährliche Klimakonferenz zeige, dass die Stadt hier eine Vorreiterrolle einnimmt. Laut Baudirektor Reinhard M. Weitzer sollen sich die bei der Konferenz erarbeiteten Ergebnisse in konkreten Projekten wiederfinden. Gelungen sei dies mit dem neugestalteten Dreifaltigkeitsplatz, der richtungsweisend für Krems sei. Nach den gleichen Prinzipien soll 2026 auch der Hafnerplatz umgebaut und an den Klimawandel angepasst werden. Als innovatives Werkzeug hob Weitzer das gemeinsam mit der Energie- und Umweltagentur des Landes Niederösterreich (eNu) entwickelte „Klimarelevanztool“ zur Prüfung von Gemeinderatsbeschlüssen hervor, das nun bundesweit zum Einsatz kommt.
Fahrplan zur Klimaneutralität
Die Stadt Krems hat sich ein ambitioniertes Ziel gesetzt: Bis 2030 soll die Verwaltung und bis 2040 die gesamte Stadt klimaneutral sein, berichtet Stefanie Widhalm, Managerin der Klima- und Energiemodellregion (KEM) Krems. Um entsprechende Fördermittel zur Umsetzung zu erhalten, bewirbt sich Krems daher für eine „Pionierstadt Partnerschaft“. Der dafür notwendige Klimaneutralitätsfahrplan wurde seit Juli 2024 in mehreren magistratsinternen Workshops erarbeitet und soll bis Dezember 2025 stehen. Krems fokussiert sich Widhalm zufolge unter anderem auf den Ausbau von Photovoltaik und Wärmepumpen. Thermische Sanierungen der gemeindeeigenen Gebäude, die Umstellung des städtischen Fuhrparks auf Elektromobilität und die Förderung von Effizienzmaßnahmen sollen den Energieverbrauch weiter senken.
Städte sind besonders betroffen, können aber auch viel bewirken
In ihrer Keynote ging Architektin und Raumplanerin Daniela Allmeier auf die Frage ein, warum Klimaneutralität besonders für Städte entscheidend ist. Diese seien nicht nur besonders stark von steigenden Temperaturen betroffen, sondern gleichzeitig auch zentrale Hebel im Klimaschutz: Hier treffen Energieverbrauch, Verkehr und öffentlicher Raum aufeinander. Beispiele aus Paris – mit begrünten Plätzen und Verkehrsberuhigung – und Kopenhagen, wo seit über 40 Jahren konsequent auf den Radverkehr gesetzt wird, zeigen, wie Modellprojekte Veränderungen anstoßen können. Auch in Städten wie Tulln oder St. Pölten gibt es laut Allmeier erfolgreiche Ansätze, die zeigen, dass solche Konzepte übertragbar sind.
Mehr Lebensqualität dank E-Gemeindebus
Wie Klimaschutz im Kleinen funktioniert, machen drei regionale Initiativen deutlich. Obfrau Martina Koßl stellte bei der Klimakonferenz den „Verein E-Gemeindebus Egelsee“ vor, der seit Juni 2025 seine Mitglieder umweltfreundlich ans Ziel bringt und so ein stückweit den fehlenden Stadtbus in Egelsee kompensiert. Koßl hob auch den sozialen Aspekt des Projekts vor: „Der E-Gemeindebus verbindet Generationen und schafft Lebensqualität“. Koßl zufolge ist der Verein mittlerweile auf fünf Telefonist:innen, 16 Fahrer:innen und 55 Mitglieder angewachsen – weitere Unterstützer:innen und Sponsor:innen sind herzlich willkommen.
Energiegemeinschaft feiert Erfolge
Ein weiteres Erfolgsbeispiel ist die Energiegemeinschaft Göttweigblick, die als erste in der Region das Teilen von lokal erzeugtem Strom möglich gemacht hat. „Das Projekt wächst von Jahr zu Jahr“, freut sich Obmann-Stellvertreter Martin Hofbauer, der die Initiative bei der Klimakonferenz präsentierte. Noch heuer wird die aktuell 554 Mitglieder zählende Gemeinschaft die Marke von einer Million Kilowattstunden überschreiten. Inzwischen speisen 179 Organisationen und Privatpersonen (darunter drei Gemeinschaftsanlagen) ihren überschüssigen Strom in das gemeinsame Netz ein – die Stadt Krems war von Anfang an mit dabei.
Reparaturcafé der Volkshilfe schont Geldbeutel und Umwelt
Andrea Kahofer und Christine Kraushofer stellten das Reparaturcafé der Volkshilfe vor, welches jeden letzten Dienstag im Monat von 16 bis 18 Uhr im Volksheim Lerchenfeld stattfindet. Dort können alle Interessierten ihre defekten Haushaltsgeräte gemeinsam mit freiwilligen Helfer:innen reparieren. Kraushofer zufolge machen rund 135 Besucher:innen im Jahr von diesem Angebot Gebrauch – etwa die Hälfte der Geräte kann tatsächlich wieder funktionsfähig gemacht werden. Das Reparaturcafé hilft somit nicht nur Ressourcen zu sparen und die Umwelt zu schonen, sondern fungiert auch als sozialer Treffpunkt.
Klare Richtlinien für Grätzlprojekte
Ein zentrales Thema der Klimakonferenz war die neue Initiative der Kremser Grätzlprojekte. Bürgermeister Peter Molnar stellte den Leitfaden dazu vor und lud die Bevölkerung ein, sich aktiv zu beteiligen. Ziel der Grätzlprojekte ist es, Bürger:innen zu ermöglichen, ihr unmittelbares Lebensumfeld selbst mitzugestalten. Für jeden der acht Stadtteile stellt die Stadt Krems 8.000 Euro pro Jahr bereit. Dieses Budget wird innerhalb der Stadtverwaltung für die Umsetzung ausgewählter Projekte verwendet. Eingereicht werden können Vorschläge aus vielen Lebensbereichen – etwa Stadtentwicklung, Mobilität, Soziales, Umwelt, Kultur, Sport, Freizeit oder Nachbarschaftshilfe. Eine Jury prüft die eingereichten Ideen und entscheidet, ob und wann sie umgesetzt werden können. Ein erstes Pilotprojekt wurde bereits in der Ufergasse erfolgreich realisiert. Für eine dauerhafte Verankerung des Programms ist noch ein Beschluss des Gemeinderats erforderlich.