Wie sehr sich die Menschen in den vergangenen Jahrzehnten vom Auto abhängig gemacht haben und diese Entwicklung auch das Orts- und Landschaftsbild komplett verändert hat, zeigt der Dokumentarfilm „Der automobile Mensch“ aus dem Jahr 2024. Städteplaner Reinhard Seiß liefert darin ein aufrüttelndes Plädoyer für eine Abkehr von einer „autogerechten“ hin zu einer „lebenswerten“ Stadt mit umwelt- und platzschonenden Verkehrsmitteln, Vorrang für Fußgänger:innen, Radfahrer:innen und öffentlichen Verkehr sowie gegen weitere Bodenversiegelungen. Als Lösungsvorschläge präsentiert Seiß diverse Best-Practice-Beispiele aus dem deutschsprachigen Raum, darunter die bis weit in die umliegende Region reichende Traunseetram in Gmunden und eine Radautobahn unterhalb des Bahnhofs von Lienz in Osttirol sowie autofreie Ortszentren in Österreich, Deutschland und der Schweiz.
„Leitprojekte umsetzen“
„Es ist wichtig, Leitprojekte umzusetzen. Das ist uns in Krems mit der Ringstraße gut gelungen. Sie soll der Nucleus für weitere nachhaltige Straßenprojekte in ganz Krems sein, und es gibt, wie man sieht, im Vergleich zu anderen Städten auch noch viel zu tun“, erklärte Bürgermeister Peter Molnar bei der anschließenden Podiumsdiskussion. Als Ziele nannte der Stadtchef unter anderem die Schaffung weiterer Begegnungszonen, wie sie aktuell in der Unteren Landstraße errichtet wird, um ein Miteinander aller Verkehrsteilnehmer:innen zu fördern und den gesamten Straßenraum nutzen zu können. Außerdem kündigte Molnar bei der Diskussion eine Fortführung der Begrünung der Kremser Plätze sowie Entsiegelungsmaßnahmen an.
Weitere Maßnahmen zum Schutz vor Starkregen
Der Bürgermeister erklärt weiter: „Die Hochwasserkatastrophe vor wenigen Tagen, die wir von Krems nur durch umsichtige Baumaßnahmen in den letzten 20 Jahren im gesamten Stadtgebiet fernhalten konnten, hat hoffentlich allen Zweiflern klargemacht, dass es in Zukunft nicht reichen wird, immer höhere Mauern gegen die Fluten zu errichten, sondern in der Stadt auch Entsiegelungen und Retentionsbecken für Starkregenereignisse zu schaffen sind. Denn Regenmassen von 400 Liter pro Quadratmeter innerhalb weniger Tage schafft auch der beste Hochwasserschutz nicht.“
Menschen bei Verkehrsplanung in den Mittelpunkt stellen
Laut Verkehrsplaner Peter Polatschek-Frieß vom Kremser Ziviltechnikerbüro Schneider Consult müssen der Mensch und seine individuellen mobilen Bedürfnisse in den Mittelpunkt der Stadtplanung gestellt werden und nicht nur die Anzahl der Stellplätze. Friedrich Hudribusch, Leiter des Bau-, Umwelt- und Verkehrsamt der Gemeinde Wiener Neudorf, sprach sich dafür aus, bei der Verkehrsplanung vor allem an Kinder, Senioren und Menschen mit Beeinträchtigungen zu denken: „Wenn wir für sie planen, planen wir für alle“.