Wie engagierte Bürger:innen gemeinsam mit der Stadt erfolgreich ein Projekt in ihrem unmittelbaren Wohnumfeld umsetzen können, zeigt Wolfgang Tillich auf. Nachdem der Kremser immer wieder Autos beobachtete, die ab dem Steinbruch durch die Ufergasse rasten, machte er sich Gedanken, wie man diesen Bereich verkehrsberuhigen könnte. Sein Ziel war es, genau an dieser Stelle eine Fläche der Begegnung und Entschleunigung zu schaffen, von der aus Spaziergänger:innen und Radfahrer:innen in Ruhe den Blick auf die Krems und die umliegenden Weinberge genießen können. Tillich, selbst Architekt, entwarf einen Plan, wie man diesen Erholungsraum konkret umsetzen könnte.
Mit seiner Idee wandte sich der Kremser schließlich an Bürgermeister Reinhard Resch und in weiterer Folge an dessen Nachfolger Peter Molnar sowie Stadtrat Werner Stöberl. Er stieß auf offene Ohren. Denn der neue Stadtchef Molnar will künftig verstärkt so genannte Grätzelprojekte vorantreiben, in denen an verschiedenen Orten im Stadtgebiet nach Bedürfnissen der Anrainer:innen Aufenthaltszonen mit Freizeit- und Erholungsqualität gestaltet werden. Innerhalb weniger Wochen konnte so schließlich das erste Grätzelprojekt erfolgreich realisiert werden. Für die bauliche Umsetzung sorgten die Mitarbeiter:innen von Wirtschaftshof und Stadtgartenamt. Die ausführende Grundlagenplanung übernahm das Kremser Ziviltechnikerbüro Retter & Partner zusammen mit der Abteilung für Straßen- und Wasserbau im Magistrat Krems.
Sämtliche Materialien wiederverwendet
Seit kurzem laden nun auf Höhe des stadteigenen Steinbruchs in der Ufergasse entlang beider Straßenseiten mehrere Sitzgelegenheiten und Grünflächen zum Verweilen ein. Das Besondere daran: Sämtliche Materialien stammen aus dem angrenzenden Steinbruch und wurden für ihre neue Bestimmung „upcycelt“. Die Kosten für die neue Erholungsoase gehen somit gegen Null. Ein spezieller Blickfang ist die „Venus vom Kremstal“, eine massive Steinskulptur, die je nach Blickwinkel an die berühmte „Venus von Willendorf“ erinnert. Auch dieses Kunstwerk musste nicht eigens gekauft werden: Es befand sich ebenfalls auf dem aufgelassenen Steinbruchgelände, welches der Stadt als Lagerfläche für den Wirtschaftshof dient. Die Skulptur, deren Erschaffer nicht bekannt ist, ist wohl das Ergebnis eines Steinmetz-Wettbewerbs im Jahr 1972.
Projekt stößt auf große Resonanz
Endgültig fertig wird die neue Erholungsoase mit einer Infotafel. Für die Umsetzung dieser Idee konnte eine Oberstufenklasse des Kremser Piaristengymnasiums gewonnen werden. Auf der Tafel werden die heimischen Tier- und Pflanzenarten dargestellt und mit einem zeitgemäßen QR-Code versehen. Auch drei „Klimabäume“ kommen noch dazu, die Patenschaften dafür übernehmen Franz Kinastberger, Willi Seidl und Wolfgang Tillich. Doch schon jetzt freut sich der Initiator über die große Resonanz, die dem Projekt widerfährt: „Es war von Anfang an ein Projekt mit Akzeptanz“, berichtet Tillich. Immer wieder beobachte er Radfahrer:innen, Familien mit Kindern oder Rollstuhlfahrer:innen, die auf den Ruhebänken (auch diese wurden wiederverwendet) eine Pause einlegen und die Aussicht genießen.
Bürgermeister Peter Molnar überzeugte sich vor Ort von der erfolgreichen Umsetzung und erklärt: „Es ist ein überaus gelungenes Projekt, das zeigt, wie die Zusammenarbeit zwischen engagierten Bürger:innen und der Stadt Krems die Lebens- und Aufenthaltsqualität im direkten Umfeld verbessern kann. Mein Dank geht an den Initiator Wolfgang Tillich und an die Mitarbeiter:innen des Kremser Wirtschaftshofes sowie des Stadtgartenamtes, die aus schon ausgelagerten Materialien einen wunderschönen neuen Erholungsraum an der Krems erschaffen haben. Die wiederentdeckte ‚Venus vom Kremstal‘ ist das Tüpfelchen auf dem i!“