Seit Oktober 2021 überprüft die Stadt Krems alle Vorhaben, die einen Stadtsenats- oder Gemeinderatsbeschluss erfordern, auf ihre Klimarelevanz. Möglich macht dies ein spezielles Tool, welches die Energie- und Umweltagentur des Landes Niederösterreich (eNu) gemeinsam mit der Stadt Krems entwickelt hat. Die Ergebnisse dieser Prüfung haben Einfluss auf die Ausgestaltung von Anträgen und die dahinterliegenden Projekte, da bei hoher Klimarelevanz Kompensationsmaßnahmen zu treffen sind. Bei Straßenbau-Projekten können dies zum Beispiel zusätzliche versickerungsfähige Flächen, Baumpflanzungen oder auch die Errichtung eines Radweges sein.
Von Krems nach ganz Österreich
Ursprünglich hatte die eNu das Tool gemeinsam mit der Stadt Krems für Gemeinden in Niederösterreich konzipiert. Krems hat das Instrument als erste Stadt überhaupt fix in ihre Planung integriert. Nun wurde das Tool an die Österreichische Energieagentur übergeben. Dort steht es künftig als eines der Angebote der bundesweiten Klimaschutzinitiative klimaaktiv sämtlichen interessierten Gemeinden in ganz Österreich zur Verfügung. Für größere Städte mit über 50.000 Einwohner:innen ist eine eigene Weiterentwicklung des Tools geplant.
„Nagel auf den Kopf getroffen“
„Das Klimarelevanztool unterstützt Gemeinden, ihre Gemeinderats-Anträge hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf das Klima zu überprüfen. Die Kremser Baudirektion und die eNu haben hier die Grundlage für ein Tool geschaffen, das künftig in ganz Österreich verwendet wird. Darauf sind wir sehr stolz!“, freut sich Bürgermeister Peter Molnar. „Mit der Klimarelevanzprüfung haben wir den Nagel auf den Kopf getroffen, das beweist uns auch das Interesse unzähliger anderer österreichischer Städte und Gemeinden. Schließlich gilt es in Sachen Klimaschutz keine Zeit mehr zu verlieren“, betont Baudirektor Reinhard M. Weitzer.
Ampelsystem bewertet Vorhaben
Auf Basis einfacher Fragen zu einem Vorhaben stuft das Tool dessen CO2-Relevanz mit einem Ampelsystem ein und gibt auch Vorschläge, wie das Projekt klimafreundlich umgesetzt werden kann. Ebenso zeigt das Tool auch mögliche positive Auswirkungen auf das Klima auf und wie der Klimanutzen des Projekts noch vergrößert werden könnte.
Keine Vorkenntnisse erforderlich, Ergebnis innerhalb weniger Minuten
„Das Besondere an dem Klimatool ist, dass es keine besonderen Vorkenntnisse braucht, um es zu bedienen“, erklärt Projektleiter Heimo Bürbaumer, Senior Expert in der Österreichischen Energieagentur. „Gerade in kleineren Gemeinden fehlen oft die Ressourcen für Expert:innen mit Fachwissen zu CO2-Bilanzen. Das Tool kann hingegen von jedem Sachbearbeiter und jeder Sachbearbeiterin einfach bedient werden und man erhält in wenigen Minuten eine valide Aussage darüber, welche Folgen für das Klima ein konkretes Gemeindevorhaben hat und Vorschläge, wie es klimafreundlich umgesetzt werden kann“, erläutert Bürbaumer weiter.
Projekte schon in Planungsphase beurteilen
„Gerade Gemeinden kommt eine besondere Rolle zu, wenn es um das Erreichen von Klimazielen, das Gelingen der Energiewende und vor allem um Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel geht. Umso wichtiger ist es, sämtliche Vorhaben auf lokaler Ebene schon in der Planungsphase einer Beurteilung in Hinblick auf klimarelevante Auswirkungen zu unterziehen“, betont Franz Angerer, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur. „Mit dem Klimarelevanztool wollen wir den Gemeinden ein Instrument in die Hand geben, um ihr Handeln konsequent im Sinne des Klimaschutzes auszurichten. „Es freut mich, dass das gemeinsam mit der Stadt Krems entwickelte Klimarelevanztool nun österreichweit zur Verfügung gestellt wird“, ergänzt eNu-Geschäftsführer Herbert Greisberger.