„Die ‚Zeitgeschichte-Werkstatt‘ ist ein lebendiger Ort, an dem Geschichte weitergeschrieben wird“, betonte Kulturgemeinderätin Elisabeth Kreuzhuber in ihrer Eröffnungsrede. „Geschichte ist nicht die Aneinanderreihung abgeschlossener Kapitel, sondern ein fortlaufender Prozess. Lernen aus der Geschichte ist für mich Verpflichtung und Verantwortung zugleich – eine Methode, um aktuellen Entwicklungen reflektiert zu begegnen“, betonte Kreuzhuber. Besonders hob sie das Engagement des gesamten Teams hervor – von der Sammlungsleitung, über das Stadtarchiv bis zum Ausstellungsdesign – und dankte allen Beteiligten für die „großartige Arbeit, die das Kulturleben unserer Stadt bereichert“.
Vier Themenbereiche
In vier Themenbereichen führt die Ausstellung von den gesellschaftspolitischen Umbrüchen des 19. Jahrhunderts über die Geschichte der jüdischen Gemeinde Krems, die NS-Zeit mit Verfolgung und Widerstand bis hin zu Fragen der Erinnerungskultur und Demokratiearbeit in der Gegenwart.
Konzept der „Zeitgeschichte-Werkstatt“
Kulturamtsleiter Gregor Kremser, der das Projekt gemeinsam mit dem wissenschaftlichen Leiter Dirk Schuster konzipiert hat, erklärte den Grundgedanken hinter der Werkstatt: „Wir wollten ein Format schaffen, das zeigt, dass Geschichte nie fertig erzählt ist. Gerade die Zeitgeschichte – von der späten Monarchie bis in die Nachkriegszeit – ist voller Brüche, Wendepunkte und offener Fragen. Diese Werkstatt soll Raum geben für neue Forschung, für kritische Auseinandersetzung und für Diskussion. Und sie bietet die Möglichkeit, Geschichte anhand konkreter Orte, Schicksale und Objekte unmittelbar erlebbar zu machen.“ Besonders wichtig war Kremser der Bildungsaspekt: Die Werkstatt solle jungen Menschen ermöglichen, Geschichte als Erfahrungsraum zu begreifen. „Wir wollen zeigen, wie aus einer Demokratie eine Diktatur werden kann – und umgekehrt, wie demokratische Werte neu entstehen und verteidigt werden müssen.“ Das Ausstellungskonzept folgt einer klaren Struktur. Es wird dabei nicht bewertet, sondern dokumentiert – die Besucher:innen sollen sich selbst ein Bild machen und eigene Schlüsse ziehen.
Besucher:innen sollen Perspektiven einbringen
Der wissenschaftliche Leiter Dirk Schuster betonte, dass in der Kremser Stadtgeschichte noch viele Zusammenhänge aufzuarbeiten seien. Besonders das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert biete zahlreiche offene Fragen. „Wir wollen zeigen, dass lokale Geschichte nie isoliert passiert, sondern immer Teil größerer Entwicklungen ist.“ Die Werkstatt sei daher so konzipiert, dass sie laufend ergänzt, verändert oder auch kritisch hinterfragt werden könne. „Es ist ausdrücklich erwünscht, dass Besucher:innen sich mit ihren Perspektiven einbringen“, so Schuster.
Zeitgeschichte als Verantwortung
Auch Doris Denk, Bereichsleiterin für Bildung, Kultur und Tourismus der Stadt Krems, unterstrich die Bedeutung dieses neuen Kapitels im museumkrems: Sie erinnerte daran, dass Krems in der NS-Zeit eine besonders belastete Vergangenheit hatte – mit Österreichs erstem NS-Bürgermeister, der Ernennung zur Gauhauptstadt und dem Massaker von Stein. „Gerade deshalb ist es wichtig, dass wir uns diesen Themen auch hier am historischen Ort stellen.“ Denk hob hervor, dass die Ausstellung bewusst Fragen offenlässt und zum Nachdenken einlädt: „Historische Errungenschaften sind nicht selbstverständlich – sie müssen immer wieder verteidigt und neu verhandelt werden.“ Zeitgeschichte ist komplex, weil sie uns emotional berührt und persönliche Bezüge herstellt – „aber genau das macht sie so wertvoll“.
Tag der offenen Tür im museumkrems:
Samstag, 15. November, 10 bis 18 Uhr
Eintritt frei
Weitere Informationen: www.museumkrems.at