Musik begleitet Kinder auf besondere Weise – sie weckt Neugier, verbindet unterschiedliche Kulturen und stärkt zentrale Fähigkeiten, die weit über den musikalischen Bereich hinausreichen. „Es ist die Kunst, die uns zu Menschen macht“, zitierte die Ärztin und Autorin Martina Leibovici-Mühlberger den Schriftsteller Gerhard Altmann bei einem Vortrag in Krems. Die regelmäßige Beschäftigung mit Musik fördere das kreative Denken, das Kombinieren und das Erkennen von Zusammenhängen und wirke dabei tief in emotionale Zentren des Gehirns. Um diese weitreichende Wirkung zu unterstützen, pflegt die Musikschule Krems eine intensive Zusammenarbeit mit den städtischen Volksschulen und Kindergärten. So besteht bereits seit vielen Jahren eine enge Kooperation zwischen der Musikschule und der Volksschule Hafnerplatz. Gemeinsame Unterrichtsstunden, Projekte und regelmäßige Aufführungen prägen den Schulalltag und schaffen ein lebendiges, kreatives Lernumfeld. Musik dient hier als verbindende Sprache für Kinder unterschiedlichster Herkunft. Es werden Brücken geschlagen zwischen verschiedenen musikalischen Traditionen, Kulturen und Sprachen: vom Jodler bis
zum afrikanischen Trommelstück. Ein besonderer Höhepunkt war das große Musicalprojekt des vergangenen Schuljahres, bei dem alle Kinder
auf der Bühne standen. „Projekte wie dieses stärken in besonderer Weise Selbstvertrauen und Zusammenhalt“, sind sich die beteiligten Pädagog:innen einig.
Bläserklasse in Stein und Musik als Geschenk
In der Volksschule Stein wird seit dem Schuljahr 2013/14 eine „Bläserklasse“ angeboten, bei der Kinder der 3. und 4. Klassen gemeinsam im Orchester musizieren. Füreinander da zu sein und aufeinander zu hören sind dort die Grundprinzipien. Die älteren Kinder kümmern sich um die jüngeren. „Integration funktioniert an unserer Schule grundsätzlich sehr gut und zwar in jedem Bereich, egal ob im Sport, in der Kunst oder in der Musik. Vielleicht funktioniert das musikalische Zusammenleben aber doch um ein kleines bisschen besser als alles andere. Denn bei uns in der Bläserklasse gibt es nur eine Sprache, die Sprache der Musik – und die klingt für jedes Kind gleich“, meint Lehrerin Alexandra Sacher-Münzberg. „Musik ist ein Geschenk, für mich wäre die Arbeit im Kindergarten ohne Musik undenkbar“, sagt Kindergartenleiterin Elisabeth Schwarz vom Erlebniskindergarten Mitterau. Besonders Kinder seien dafür empfänglich, sich von der Kraft der Musik verzaubern zu lassen. Musik schaffe die Grundlagen für die geistige, seelische und körperliche Entwicklung des Menschen. „Ich bin sehr dankbar, dass die Stadtgemeinde Krems die Kooperation mit der Musikschule Krems möglich macht. Der wöchentliche Besuch von Musikpädagogin Maria Theresia Trefny ist immer ein Highlight und bereichert die musikalische Erziehung in unserem Haus sehr!“, betont Schwarz.
Wie wirkt sich gemeinsames Musizieren auf die Kinder aus?
Musikschullehrerin Maria-Theresia Trefny: Mir fällt auf, dass im Laufe eines Jahres die Wahrnehmung geschärft wird und dass Kinder dadurch mehr Fähigkeiten erwerben und durch Training differenzierter wahrnehmen.
Musikschullehrerin Sophie Höfstätter-Stöger: Im Musikunterricht in der Volksschule oder im Kindergarten sind zwar verschiedene Kulturen vorhanden, aber beim gemeinsamen Musizieren ist dieser Unterschied kaum zu spüren. Die Musik regelt das von alleine.
Musikschullehrerin Manuela Steindl: Kinder erleben, dass sie gemeinsam etwas Schönes schaffen können, was Zusammenhalt und gegenseitige Rücksichtnahme unterstützt. Sie lernen soziale Kompetenzen wie Empathie, Kooperation und Toleranz. Durch das Einbeziehen von Musikstücken aus verschiedenen Kulturen werden die Herkunft und Traditionen aller Kinder sichtbar und wertgeschätzt. Das stärkt das Selbstbewusstsein und fördert gegenseitigen Respekt und Neugier.
Musikschullehrerin Veronika Buhr: Beim Singen und Musizieren in der Gruppe geht es nicht um die Leistung und Bewertung einer einzelnen Person. Viel mehr steht das Gesamterlebnis im Vordergrund. Jedes Kind kann sich mit seinen Fähigkeiten einbringen.
Kindergartenleiterin Marion Zivny (Kindergarten St.-Paul-Gasse): Wir beobachten, dass gemeinsames Musizieren das „WIR“- Gefühl in der Gruppe stärkt. Die Kinder lernen, aufeinander zu hören, sich abzustimmen und Rücksicht zu nehmen. Das gemeinsame Erleben von Musik und das Hinarbeiten auf ein Ziel schaffen positive Erfahrungen, die das soziale Klima nachhaltig verbessern.
Kindergartenleiterin Raffaela Fasching (Kindergarten Gneixendorf): In den Einheiten mit unserer Musikpädagogin Sophie wachsen die Kinder spürbar als Gruppe zusammen: Sie hören einander zu, reagieren aufeinander und erleben Gemeinschaft über die Stammgruppen hinweg. Musik verbindet – sie ermöglicht Inklusion, stärkt das soziale Miteinander nachhaltig und fördert ganz nebenbei die Sprachentwicklung auf spielerische Weise.